09. Juni 2024
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Predigt zum 10. Sonntag im Jahreskreis am 09. Juni 2024 in der Filialkirche in Aschbuch
Prediger: Pfarrer Edward Kabba (Bild rechts)

Predigt am 10. Sonntag im Jahreskreis
Liebe Schwestern und Brüder,
Wir alle wissen, was los ist, wenn beim Spielen der Kinder im Zimmer z.B. eine kostbare Blumenvase herunterfällt. Das hört sich dann so an: Du hast sie dort hingestellt, wo Sie leicht herunterfallen kann. Aber du musst aufpassen, wenn du mit dem Tennisball im Wohnzimmer herumwirfst. Aber du, du hast mich angestiftet, mit dir zu spielen.
Ein Ehepaar, das zu Bekannten eingeladen ist, streitet sich vielleicht so: Du bist schuld, wenn wir zu spät kommen, weil du wieder nicht fertig bist. Nein, du bist schuld, wir hätten es noch geschafft, aber jetzt müssen wir noch tanken, weil du es wieder vergessen hast.
Und in einer Fußballmannschaft geht das nach einem verlorenen Spiel vielleicht so: Der Tormann ist schuld, weil er das eine, haltbare Tor reingelassen hat. Der Torwart sagt jedoch: Nein, die Stürmer sind schuld, weil sie so viele Chancen nicht genutzt haben. Und die Stürmer sagen: Wir können gar nicht schuld sein, der Trainer ist schuld, weil er die falschen Leute aufgestellt hat.
Eines wird an diesen drei Beispielen klar: Schuld ist immer der andere schuld habe niemals ich selbst. Ich bin mir sicher, jeder von uns könnte noch viele solche Beispiele finden, wo immer der andere die Schuld hat. Wir schieben Schuld lieber auf den anderen, als sie bei uns selbst zu suchen, als sie uns einzugestehen.
Dass Menschen immer die Schuld auf die anderen schieben, das ist auch das Thema der Erzählung aus dem Buch Genesis, die wir vorhin gehört haben:
Adam sagt: Die Frau hat mir von dem Baum zu essen gegeben, die ist schuld. Und die Frau sagt: Nein, die Schlange ist schuld, die hat mich verführt.
Was stimmt nun, und wer war schuld? Eines ist klar: Diese Erzählung vom Sündenfall der ersten Menschen gibt nicht eine konkrete Handlung wieder, die sich einmal in grauer Vorzeit abgespielt hat, gleichsam wie mit einer Videokamera aufgenommen. Mit dieser Erzählung versucht ein weiser, gläubiger Mensch seinen Zuhörern einige Fragen über die Menschen und über Gott zu beantworten.
Wo kommt das Böse her? Warum sind Menschen manchmal so gemein zueinander? Warum stehen Menschen nicht zu ihrem Versagen, zu ihrer Schuld oder Verfehlungen? Warum suchen wir deshalb einen anderen als Sündenbock?
Und die Antwort auf diese Fragen? Wie erklärt der Erzähler dieses Verhalten des Menschen? Da ist zum einen die Schlange. Sie ist ein Symbol für das Böse. Das Böse gibt einfach. Das meint zumindest der Erzähler. Das Böse ist einfach da und verführt den Menschen zu bösen Taten. Der Mensch lebt in einem Zusammenhang von Schuld und Sünde und wird so unweigerlich in böse Taten hineingezogen. Da heißt: Es ist auch ein Stück weit unerklärlich, dass der Mensch Böse tut, obwohl er es gar nicht will.
Da ist zum anderen die Antwort Adams auf Gottes Frage: Ich geriet in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Nackt bedeutet in diesem Fall: Ich habe mein Gesicht verloren. Ich habe meine weiße Weste verloren. Ich schäme mich meines Fehlers. Ich erwarte, dass mich die anderen links
liegen lassen. Ich bin jetzt in ihren Augen weniger wert. Alles das, was Adam befürchtet und was in seiner Antwort in dem Ausdruck 'nackt" deutlich wird, das Befürchten auch wir.
Wenn wir was falsch gemacht haben und es herauskommt, dann befürchten auch wir, unser Gesicht zu verlieren, von den anderen nicht mehr anerkannt zu werden. Und oft ist es ja auch so. Was aber bei den Menschen zutrifft das gilt jedoch vor Gott nicht.
Wir werden von ihm nicht links liegen gelassen, schon gar nicht, wenn wir zu unserem Fehler stehen, wenn wir unsere Schuld eingestehen. Denn die Erzählung in der Bibel geht ja auch so weiter, dass Gott den Menschen zwar auch dem Paradies vertreibt, dass er ihm aber auch Röcke Bekleidungstücke aus Fellen macht, um seine Nacktheit zuzudecken.
Gott will für jeden von uns ein glückliches Leben, ein Leben, das gelingt und frei ist von den Zwang, immer perfekt und fehlerlos sein zu müssen. Wir dürfen so vor Gott treten, wie wir sind, mit unseren Fehlern und Macken, ja mehr noch, Gott geht uns nach und sucht nach uns, und zwar nicht um uns bestrafen oder uns Vorwürfe zu machen. Er sucht nach uns, um uns einen Weg aus der Schuld heraus zu zeigen.
Ein Zweites noch will uns der Erzähler mitgeben: Er ermutigt uns an einem entkrampften Umgang mit unseren Mitmenschen. Wir können anfangen, bei Streitigkeiten einen Schlussstrich zu ziehen. Wir müssen nicht stehen bleiben bei der Frage: Wer hat daran schuld und uns darin verrennen. Wir können neu anfangen, ohne die Schuldfrage restlos geklärt zu haben. Das gilt nicht für kriminelle Straftaten, aber das gilt im mitmenschlichen Bereich.
Für die Fußballmannschaft heißt das zum Beispiel, dass sich alle an die eigene Nase fassen und zugeben, dass sie nicht besonders gut gespielt haben. Für das Ehepaar, das zu seiner Einladung unterwegs ist, kann das heißen, dass der eine sagt: "Es tut mir leid, dass ich nicht rechtzeitig fertig geworden bin." Und der andere sagt: "Dich trifft keine Schuld. Selbst wenn du rechtzeitig fertig gewesen wärst, wären wir zu spät gekommen, denn ich hatte vergessen zu tanken." Und für die Kinder, die die Blumenvase demoliert haben, kann es bedeuten, dass eine sagt: Wir hätten im Wohnzimmer nicht spielen dürfen", und der andere sagt: "Ich hätte aber die Vase gar nicht an diesen gefährlichen Platz hinstellen dürfen." Ich gewinne nichts, wenn ich auf meiner Unschuld beharre. Ich gewinne aber viel, wenn ich eigene Schuld einräume und dem Mitmenschen einen Fehler verzeihe: Das Leben mit meinem Mitmenschen kann weitergehen.
Und auch das mit Gott, denn so heißt es im Psalm 32,3-5 "Solang ich es verschwieg, waren meine Glieder matt, denn ganze Tag musste ich stöhnen. Meine Lebenskraft verdorrt wie durch die Glut des Sommers. Ich sagte: Vor dem Herrn will ich gegen mich meine Schuld bekennen, und du hast mir die Bosheit meines Herzens vergeben. Ja, ich gewinne viel, wenn ich eigene Schuld einräume.
Wir Christen wissen, es gibt nicht nur dieser Baum in jenem Paradies wo Adam und Eva lebten bei dem ersten Sündenfall. Wir wissen von einem anderen Baum, den Gott in unserer Mitte aufgerichtet hat: den Baum des Kreuzes. Wir schauen auf Jesus, der an diesem Kreuz starb für unsere Sünden. Er gibt uns den Grund, warum wir uns nicht zu verstecken brauchen, wenn wir versagen. Denn so steht in dem Kolosserbrief Kol2,14: „Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen ... „Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat. Gott lädt uns ein unter den Baum des Kreuzes zu stellten. Er gibt uns einen Ort, wo wir stehen können wie wir sind. Diese Wirklichkeit gibt uns Mut unsere Sünde einzugestehen und zu bekennen. Denn durch sein Sterben am Kreuz hat er
unsere Sünden getilgt. Er ist der Garant dafür, dass Sünden vergeben werden. Viele sagen die Welt ist nicht mehr zu retten wir Christen dagegen sagen die Welt ist schon gerettet durch Gott, ja dadurch, dass er durch den Tod seines Sohnes unsere Sünden getilgt hat. Wir dürfen diese Frohe Botschaft an die Menschen weitersagen: Rettung durch Vergebung. Ja der Herr vergibt die Schuld und rettet unser Leben.