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2020

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Volkstrauertag 2020 - Ansprache des 1. Vorsitzenden Stefan Schöls

Friede erscheint uns als selbstverständlich und wenn es doch mal kriegerische Auseinandersetzungen gibt, dann scheinen diese immer weit weg zu sein. Aktuell der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, oder Konflikte in Afrika oder Südamerika. Aber doch nicht bei uns in Europa!!! Oder etwas doch???

Aber so weit und so lange zurück in der Zukunft brauchen wir gar nicht zu schauen. Erst etwas über 20 Jahre ist es her, dass es im ehemaligen Jugoslawien zu schweren kriegerischen Kämpfen gekommen ist. Und das ist fast unmittelbar vor unserer eigenen Haustür gewesen. Lassen Sie mich hierzu von meinen Erfahrungen aus meinem Auslandseinsatz mit der Bundeswehr mit den Truppen der KFOR berichten. Ich hatte dort das große Glück, mit vielen Einheimischen in Kontakt zu sein. Wenn man deren Erlebnisse und Erfahrungen aus diesen Auseinandersetzungen hörte, lief es einem kalt den Rücken runter. Kaum zu glauben, wie grausam und brutal Menschen sein können und welches Leid sie damit anderen Menschen antun.

Lassen Sie mich einen weiteren Gedankengang aufgreifen:
Aktuell ist in Teilen unserer Gesellschaft viel davon zu hören, die staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie stellen einen Eingriff in unsere Grundrechte dar. Insbesondere das Recht auf Freiheit jedes einzelnen sei massiv beeinträchtigt.

Hierzu zwei Erzählungen aus der Vergangenheit. Bei der ersten zitiere ich aus einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, in welcher das Lagerleben von jüdischen KZ-Häftlingen beschrieben wird:
„Die SS-Gewalt vermittelte den Häftlingen auch klare Normen für ihre Gefühlsäußerungen. Sie lernten schnell, dass man besser nicht auffiel, wenn man nicht zur Zielscheibe von Gewalt werden wollte.  … Diese Gefühlsbeschränkungen durchzogen alle Lagerabläufe und Räume. Eine in der Schreibstube eingesetzte jüdische Gefangene stieß 1942 beim Ausfüllen von Formularen für Todesfälle auf den Namen ihres Bruders, „schluchzte, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und stöhnte leise“. Als Stimmen von SS-Leuten aus dem Nachbarzimmer drangen, hörte sie sofort auf zu weinen, wie sich eine Freundin erinnert. Allein ihre roten Augen und das Zittern, das ihren Körper durchfuhr, zeugten, wie sehr sie litt.“ (SZ vom 25./26. Januar 2020).
Diese Frau hatte also nicht einmal die Chance und Möglichkeit in aller Würde und Angemessenheit, um ihren verstorbenen Bruder zu trauern. Nein, es war ihr nicht erlaubt eigene Gefühle und Emotionen zu zeigen, weil sie ansonsten Repressalien gegen sich selbst zu befürchten gehabt hätte.

Lassen Sie mich noch ein weiteres Beispiel aufführen:
Dort ist der deutsche Soldat, welcher in Russland in Kriegsgefangenschaft geraten ist. Er gehörte zu denjenigen Soldaten, welche als letzte der deutsche Soldaten erst 1955 aus der Gefangenschaft zurück nach Deutschland kamen. Man muss sich das heute einmal vorstellen. Dieser Mann war weit über 10 Jahre mitten in der Blüte seines Lebens in Gefangenschaft und war dort äußerst widrigen und sehr harten Bedingungen ausgesetzt. Er konnte somit eben diese Zeit gerade nicht mit seiner Familie, der Ehefrau, den Kindern, seinen Eltern verbringen, sondern musste zahlreiche Entbehrungen auf sich nehmen.

Was nun wohl würden diese beiden Personen, die jüdische Gefangene im KZ sowie der deutsche Soldat in russischer Gefangenschaft, zu den aktuellen Diskussionen bei uns in Deutschland um den Begriff Freiheit sagen??? Wie würden diese beiden wohl den Begriff der Freiheit definieren? Was würde für sie der Begriff Freiheit bedeuten? Hätten sie nicht ein ganz anderes Verständnis von diesem Begriff der Freiheit, wenn man sich noch einmal die besonderen Umstände ihres Lebens anschaut? Wären sie nicht froh darum gewesen, diese Freiheit zu haben und zu genießen, welche wir alle immer noch haben trotz der staatlichen Beschränkungen und Auflagen aufgrund der aktuellen Pandemie?

Die Antwort auf all diese Fragen muss sich ein jeder selbst geben.
Ich für meinen Teil denke mir, diese beiden Menschen wären sehr froh darum gewesen, wenn sie diese Freiheit, die wir aktuell immer noch haben, selber hätten erleben dürfen und eben nicht in Gefangenschaft und damit nicht selbstbestimmt über ihr Leben verbringen mussten.
Meines Erachtens sollte man sich diesen Gedankengang immer vor Augen halten, wenn wir uns über den Begriff der Freiheit unterhalten. Zu wissen was wirkliche Freiheitseinschränkungen bedeuten.
Um so wichtiger ist es in meinen Augen, dass wir uns jedes Jahr auf das Neue am Volkstrauertag daran erinnern, was es wirklich heißt in seinen Freiheitsrechten eingeschränkt zu sein und Krieg und Terror ausgesetzt zu sein. Die Schrecken der beiden Weltkriege dürfen sich niemals wiederholen!!!

Wir vom Kriegerverein haben uns daher zur Aufgabe gemacht, diesen Tag in die Erinnerung der Bevölkerung zu bringen und jedes Jahr auf das Neue zu betonen, wie wichtig dieser Tag ist und dass Frieden eben gerade nicht als Selbstverständlichkeit aufgefasst wird und Krieg etwas ist, was doch schon so lange zurück liegt, aber jetzt doch keinen mehr interessiert, weil es vergangen ist.
Natürlich gilt es von unserer Seite in diesem Jahr auf die Besonderheiten der Pandemie Rücksicht zu nehmen, weswegen diese Veranstaltung in diesem Jahr leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden muss. Doch die Gesundheit und das Wohlergehen aller hat nun einmal den Vorrang vor allem andern.
Dennoch, so denke ich, ist es uns gelungen, einen würdigen Rahmen zu finden, um diesen besonderen Tag des Erinnerns in angemessener Weise zu begehen.

Mein Dank gilt daher abschließend zum einen unserem Ortsgeistlichen, Hr. Pfarrer Kabba für die würdige Gestaltung des Gottesdienstes und seine mahnenden und erinnernden Worte in seiner Predigt. Zum anderen möchte ich mich recht herzlich bei der Stadt Beilngries, vertreten durch unseren 1. Bürgermeister Helmut Schloderer bedanken. Nicht zuletzt sein persönliches Erscheinen auch in Zeiten der Pandemie zeigt, dass dies keine „lästige“ Pflichtaufgabe in seinem Terminkalender darstellt. Nein ganz bewusst wird damit deutlich, dass auch die politischen Entscheidungsträger unserer Gemeinde diesem Tag einen ganz besonderen Stellenwert beimessen.

Mein abschließender Dank gilt allen erschienen Vereinsmitglieder, die ihren Teil dazu beigetragen haben, diesem Tag und der Veranstaltung am heutigen Tag den entsprechend würdigen Rahmen zu verleihen. Trotz Ausschluss der Öffentlichkeit von dieser Veranstaltung konnte so ein Bild gezeigt werden, dass nicht „nur“ der 1. Vorsitzende allein mit dem 1. Bürgermeister und unserem Pfarrer am Kriegerdenkmal steht.
Unter den gegebenen Umständen war dies genau der angemessene und passende Rahmen, um diesem besonderen Tag des Erinnerns Rechnung zu tragen.

Vielen Dank noch einmal für ihr aller Erscheinen. Passen sie auf sich auf und vor allem bleiben sie mir gesund. In der Hoffnung im nächsten Jahr zu selben Zeit wieder mit der Öffentlichkeit diesen Tag feierlich begehen zu können.

Ihr 1. Vorsitzender Stefan Schöls





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